Ich wäre also noch gerne länger geblieben,
doch da ich meine Vorräte falsch berechnet hatte und eigentlich gar nicht wusste, wie weit ich noch zu gehen hatte, entschied ich mich am nächsten Morgen für Weitermarschieren.
Ich begann mich am Ufer durchzuschlagen und schaffte auch hier nicht mehr als einen Kilometer pro Stunde. Hin und wieder musste ich mich an steilen Klippen entlanghangeln, und zehn Meter unter mir glitzerte das glasklare Wasser.
Doch es gab auch Stellen, die zum Pausieren sehr geeignet waren. Ich hatte bemerkt, dass die nach Norden gerichteten Uferabschnitte meist aus steil abfallenden Klippen bestanden, die nach Osten oder Westen gerichteten jedoch meist einen Strand hatten.
Nachdem ich mich zwei Tage lang am Ufer des Sees durchgeschlagen hatte, erreichte ich die Bahia de los Reyes und traf unvermutet auf den ersten Menschen seit fast einer Woche. Senior Dominguez lebte dort ganz allein in einer kleinen Hütte, bei ihm nur seine beiden Hunde Jorgo und Pepo, zwei wahre Prachtexemplare.
Als ich ihm von meinem Kohldampf berichtete, gab er mir als erstes eine Forelle, die er am Tag zuvor gefangen hatte. Etwas übereilt gab ich ihm als Gegengeschenk eine meiner drei Nudelpackungen – jetzt hatte also nur noch ein Kilo Nudeln und wusste nichtmal, wie weit es noch bis zur nächsten Strasse war. Bei meinem Gastgeber einzukaufen war auch nicht so einfach, schliesslich fuhr der nur einmal im Monat mit einem Boot, dass er von der Sägemühle am Lago Escondido per Funk herbeirief, zum Einkaufen, und hatte die Dinge somit nicht gerade im Überfluss.
Aber egal, erstmal wurde die Forelle an weisse Sosse getan und gegessen. Dabei bot ich dem Hausherrn die Hälfte der Mahlzeit an; zunächst lehnte er dankend ab, doch als er die Forelle brutzeln und die Nudeln köcheln sah, überlegte er es sich nochmal anders.
Ich beschloss daraufhin, bei der Hütte mein Zelt aufzuschlagen und einen Pausentag einzulegen, und Senior Dominguez hatte nichts dagegen – vielleicht freute er sich über ein bisschen Gesellschaft. Und ich hegte, um ehrlich zu sein, die leise aber bestimmte Hoffung, als Gast in der Hütte etwas zu futtern vorgesetzt zu bekommen. Ich war ein richtiger Trekking-Schnorrer geworden.
In diesen anderthalb Tagen, die ich dort verbrachte, konnte ich so einiges lernen, doch das mit Abstand Wichtigste war, wie ich mit einer Konservendose, Leine und Blinker nach den Forellen angeln konnte (->Bauanleitung folgt).
Seine beiden Hunde gewann ich dadurch, dass ich mit ihnen Stöcken-Apportieren spielte; besonders Jorgo war mit Begeisterung bei der Sache. Pepo, ein eher ruhiger Typ, trottete meist nur gutmütig hintendrein.
Tags darauf ging es ans Abschiednehmen, und ich muss sagen, dass es mir recht schwer fiel, mich von diesem Trio und auch von der stillen abgeschiedenen Bucht, umgeben von Bergen, zu verabschieden.
Dominguez hatte mir gesagt, dass es ein paar Tagesmärsche weiter östlich eine Strasse gäbe, die zur Ruta 3 führte.