Ich marschierte los, und gleich hinter der ersten Baumgruppe traf ich auf die Gebäude eines weiteren Jagd- und Angelclubs, diesmal aus Cerro Sombrero. Ich lernte auch den „Aufpasser“ des Clubs kennen, Pedro Nenden, einen vierundzwanzigjährigen Chilenen mit indianischem Aussehen, der in Santiago ein Jahr im Knast gesessen hatte, weil er betrunken randaliert hatte. Als wir zum See gingen, um zu angeln, sah ich zwei Wohnwagen ankommen. Ich ging hinüber; es waren zwei deutsche Ehepaare in ihren selbst umgebauten Reisemobilen. Ich wurde eingeladen, in einem der Fahrzeuge ein Glässchen Wein zu trinken, und wie ich das Gespräch auf meine Reise und die knappen Vorräte brachte, da legten sie zwei Packungen Spaghetti vor mich auf den Tisch, und obendrauf noch eine Packung Kekse. Da mir Nenden ebenfalls ein paar Dinge verkaufen konnte, hatte ich nun genug beisammen, um die Route südlich des Lago Blanco zu wagen!
Am nächsten Tag brach ich auf. Es regnete in Strömen, was mir zunächst nicht viel ausmachte. Was mich mehr störte war, dass ich durch die tiefhängenden Wolken von der Bergwelt ringsum nicht viel zu sehen bekam. Die Carabiñeros von Pampa Guanacos hatten mir zuletzt noch versichert, ein Wandern am Ufer des Sees sei „unmöglich“, da es dort keine Wege gäbe. Was ich nun aber vor mir sah, war vielleicht kein Weg, sondern vielmehr ein Pfad, doch zum zügigen Vorwärtskommen reichte es. Wer war hier wohl am Werke gewesen und hatte all die Baumstämme durchgesägt und Büsche gerodet? Der hiesige Angelclub vielleicht? Die Antwort fand sich von selbst, als ich nach fünf Stunden marschieren im Regen eine kleine Holzhütte zwischen den Bäumen erblickte. In dem Moment, als ich an der Hütte vorbeikam, stieg Rauch aus dem Kamin – Holz wurde im Ofen nachgelegt.
Ich musste auch hier nicht anklopfen, da mich die Hunde schon bemerkt und so ihren Besitzer auf mich aufmerksam gemacht hatten, und als sich die Tür öffnete, stand da ein kleiner Mann von vielleicht eins fünfundsechzig und schaute mich verwundert an. Was an ihm besonders auffiel, war der kleine Haarzopf, der ihm oben vom Kopf abstand, und der ihm ein ziemlich abenteuerliches Aussehen verlieh.
Ich erklärte, woher ich kam und wohin ich wollte und wurde zum Matétrinken eingeladen. „Aber nur fünfzehn Minuten“, sagte ich, „ich muss noch weiter.“ Doch es wurden anderthalb Tage.
Denn der Herr war Wildpferdfänger und Fallensteller, und ich wollte mehr über seine Arbeit lernen. Ausserdem war er gerade dabei gewesen, Tortas zu backen, kleine frittierte Brötchen – frittiert in Biberfett übrigens – und wer einmal eine solche frische Torta gegessen hat, weiss, dass es nichts besseres gibt. So fragte ich ihn gerade heraus, ob es möglich wäre, in der Hütte zu übernachten. Tatsächlich hatte er eine Schlafstelle für Gäste parat, und so war das also geregelt. Um nicht ganz mit leeren Händen dazustehen, ging ich angeln und kam mit einer schönen Lachsforelle zurück, die er gleich zum Trocknen vorbereitete. Er machte dazu entlang des Rückgrates einen Schnitt, so dass er die beiden Fischhälften flach vor sich auf dem Tisch liegen hatte. Anschliessend streute er ein wenig Salz darüber und liess den Fisch so einen Tag liegen. Zuletzt hängte er ihn ein, zwei Tage in den Rauch über dem Feuer, und fertig war der monatelang haltbare Trockenfisch.