Chile begann für mich demnach mit Durchfall.
So schaffte ich es an jenem Abend auch nicht mehr bis Pampa Guanacos, dem chilenischen Grenzposten, sondern schlug mein Lager gleich hinter dem wackeligen Holzzaun auf, der die eigntliche Grenze darstellte. Nebenan war ein Entwässerungsgraben, den ich als Abort benutzte. Die Leute von der Estancia ein paar hundert Meter die Strasse runter kamen neugierig an, um sich über mich schlauzumachen. Am nächsten Tag ging ich rüber zu ihnen zum Mittagessen, und zockte ihnen dabei das Klopapier, was mir ein wenig schlechtes Gewissen verursachte, doch mein eigener Vorrat war aufgebraucht.
Ich machte mich auf den Weg nach Pampa Guanacos, vierzehn Kilometer entfernt, und schluckte unterwegs fleissig weiter meine Kohletabletten und liess es in die Natur pfladdern. Zwei Kilometer vor dem Grenzposten kam mir ein Geländewagen entgegen, und der Carabiñero lud mich ein, mitzufahren, und ausnahmsweise nahm ich die Gelegenheit einmal wahr und stieg ein. Das war wieder der Beginn einer ganzen Reihe von Ereignissen.
Zunächst fuhren wir vom Grenzposten weg ins Hinterland; irgendwo war ein Wagen im Fluss stecken geblieben, und die Leute hatten die Carabiñeros um Hilfe angerufen. Bei einer nahen Estancia hielten wir kurz an, und zwei weitere Männer stiegen zu uns in den Wagen. Weiter ging es auf schlammigen Pisten an den Fluss, und dort steckte tatsächlich mitten im knietiefen Wasser ein Pickup-Truck fest, und drinnen sass einer und rauchte eine Zigarette. Anscheinend sass er da schon sechs Stunden, denn so lange hatte sein Kumpan benötigt, auf der Estancia Hilfe zu holen. Die beiden Männer wateten nun ins Wasser, und ein Seil wurde zwischen dem Wagen des Carabiñeros und dem Pickup-Truck befestigt. Doch beim ersten Versuch, den Wagen freizubekommen, riss das Seil. Ich hielt mich abseits und betrachtete das Ganze, wie es sich für einen guten Touristen gehört.
Beim zweiten Versuch hielt das Seil zwar, doch der Wagen bewegte sich keinen Zentimeter, obwohl die beiden im Wasser am Kühler schoben und hoben wie verrückt. „Uno mas!“, einer mehr, riefen sie mir zu. Was sollte ich also machen; ich zog meine Wanderschuhe aus und die Gummilatschen an und watete ebenfalls ins Wasser. Geistesgegenwärtig bot sich der Carabiñero an, mit meiner Kamera ein paar Fotos von der Szenerie zu schiessen.
Nun schoben wir also zu dritt an dem Wagen, und siehe da, wir bekamen ihn frei. Vor lauter Aufregung fiel der eine der beiden Typen noch ins Wasser und machte sich nass bis oben hin, was sehr lustig war.