Doch ich hatte meine Rechnung ohne den Wirt gemacht.

Puerto Arturo war eine kleine Estancia, vermutlich eine der abgelegensten von ganz Feuerland, und die Leute dort sahen wohl nicht viele Ausländer die Strasse entlangkommen – zumindest nicht aus der Richtung, aus der ich jetzt kam. Ich traf pünktlich zum Mittagessen ein, wurde eingeladen mitzuessen und dabei ausgiebig bestaunt; vor allem die Frau des alten Estancieros konnte es schier nicht glauben, dass hier ein Fremdling zu Fuss unterwegs war. Doch leider, sei es nun die Einfalt dieser Leutchen vom Lande, seien es meine immer noch vorhandenen Schwierigkeiten, das schnell gesprochene patagonisch eingefärbte Spanisch der Landarbeiter zu verstehen, bekam ich keine richtige Auskunft über meinen weiteren Weg nach Puerto Yartou. Und so nahm ich ganz selbstverständlich an, dass ich jener gut befestigten Strasse, die an der Estancia vorbei und in den nahen Wald führte, weiter folgen musste.
Nach einer halben Stunde Marsch kam ich im Wald an eine Kreuzung, und folgte auf gut Glück dem nach rechts entlang einer Lagune führenden Weg. Doch dieser führte immer nur nach Osten, weiter in den Wald hinein, und nach einer Viertelstunde kehrte ich um und ging zurück zur Kreuzung und nahm die linke Abzweigung. Dieser Weg schien dem Küstenverlauf zu folgen. Doch nach fast zwei Stunden Marsch hörte die Strasse mittem im Wald auf. Da war ein Fluss, den ich durchwatete, doch auch am anderen Ufer keine Spur mehr irgendeines Pfades oder Weges, dem ich nach Puerto Yartou hätte folgen können. Was nun? Sich stundenlang mit der Machete durch den Wald an die Küste schlagen und dann am Strand entlang wandern? In Gedanken war ich natürlich schon in Porvenir und bei meinem Beefsteak mit Pommes gewesen, einem schönen weichen Hotelbett und einer Flasche Bier.
Ich bekam eine Mordswut und entschloss, nach Puerto Arturo zurückzumarschieren – nur dort konnte man mir den richtigen Weg weisen. In einer Dreiviertelstunde rannte ich fast zurück zu jener Kreuzung und war kurz darauf wieder bei der Estancia, die ich zur Mittagszeit verlassen hatte. Und dort erfuhr ich es: jene Schotterstrasse war nicht der Weg nach Puerto Yartou, sondern eine Hinterlassenschaft der nordamerikanischen Holzindustrie, und der richtige Weg verlief – hinter der Kuhweide! Ich musste durch ein Gatter, an der Kuhherde vorbei und durch ein zweites Gatter, und dann waren da zwei kaum erkennbare Reifenspuren in der dürren Vegetation des sandigen Bodens, und so was war auf meiner Karte als Küstenstrasse eingezeichnet. Nun war ich bereits den halben Tag marschiert und immer noch bei jenem vermaledeiten Puerto Arturo. Ich fühlte mich wie einer, der unbedingt vorwärtskommen wollte und sich stattdessen immer im Kreis bewegt – ich wollte nur noch weg.