Nur widerwillig ließen sie mich gehen. Im Ausrüstungsladen erklärte man mir notdürftig die Verwendung des Steiggurtes, der bei der Überquerung einer Schlucht benötigt wurde. Ich wählte den Weg am Paso del Viento, einen Tagesmarsch von El Chalten entfernt. Dort angekommen, baute ich mein Zelt in dem Basislager auf und begann, nach dem Ort zu suchen, wo das Drahtseil über die Schlucht führte. In der Nacht zuvor war eine Anzahl von jungen Männern aus der Gegend angekommen. Sie hatten damit begonnen, Vorräte für eine amerikanische Wandergruppe hinaufzutragen, welche am kommenden Tag – ohne lästiges Gewicht auf den Schultern – in der Gegend wandern wollte. „Por los Gringos“, sagte einer von ihnen – sie waren in ihrem Stolz verletzt. Ich bekam von ihnen einen Gaskocher ausgeliehen, da mein Benzinkocher den Geist aufgegeben hatte. Am kommenden Morgen kletterte ich in den Felsen herum, ohne den richtigen Weg zu finden. Ein aufgepeitschter Bach schoß unter mir dahin, und ich wagte mich auf dem rutschigen Fels auf winzigen Vorsprüngen weit hinaus und wäre bei einem Ausrutscher mitten im Wasser gelandet. Ich fand den Übergang nie. Irgendwann erkannte auch mein Dickschädel, dass es kein Weiterkommen gab. Ich hätte nicht nur den Ort, sondern auch die Ausrüstung besser kennen müssen. Ich gab es auf und ging zurück zum Lager. Ich ließ das Eisfeld und den Wunsch, es zu sehen, hinter mir, schulterte meinen Rucksack und stieg hinab durch den Sprühregen nach El Chalten. Ganz leicht schritt ich dahin. Ich war gescheitert, doch fühlte ich mich gleichzeitig befreit von einer Last.

Es war gut, El Chalten zu verlassen. Xavier war schon ein paar Tage vorher Richtung Norden weitergefahren, mein eigener Weg führte mich zunächst zurück auf die Ruta 23 und dann noch Nordosten, über die Berge an den Lago San Martin. In diesen Bergen war in den höheren Lagen praktisch keine Vegetation, und kaum Plätze zum Lagern. Ich musste mit meinen Füßen in einem Geröllfeld eine kleine Fläche austreten, um dort die Nacht zu verbringen. Den Flusstälern folgend kam ich schließlich an die Ruta 33 am südlichen Ufer des Sees. Nach Nordwesten auf die 31 abbiegend, erreichte ich eine abgelegene Estancia. Der alte Gaucho wollte mir ein Pferd verkaufen, ein lohnendes Geschäft mit den Touristen. Anschließend versuchte er, meinen Rucksack anzuheben. Er scheiterte in beidem, ich für meinen Teil begann den langen Aufstieg zur Meseta de la Muerte, deren Durchquerung ich mir von Beginn an vorgenommen hatte.