Ich fuhr also los, meine Sachen wasserdicht verpackt und mit Gamaschen über den Schuhen, vorbei an den Menschen, die an den Bushaltestellen standen und mich verdutzt anguckten. Und, um ehrlich zu sein, ich wusste in diesem Moment selber nicht so recht, was ich da eigentlich genau verloren hatte. Es regnete pausenlos und die Strassen, besonders die Radwege, die ich am Anfang noch benutzte, waren dick vereist. Der schlimmste denkbare Fall war prompt am ersten Tag eingetreten! Ich fuhr zunächst langsam und vorsichtig, ich lernte das ungewohnte Gewicht des voll beladenen Fahrrades gerade erst kennen. Glücklicherweise hatte ich mich für Reifen mit Spikes entschieden, dennoch wurde es manchmal etwas brenzlig, wenn der Radweg steil bergab ging und die Bremsen scheinbar keine Wirkung mehr zeigten. Ich zitterte mich also vorwärts, denn ich bin alles andere als ein mutiger Eis-Fahrer, auch wenn sich das im Verlauf der Tour vielleicht etwas geändert hat. Bald schon merkte ich, dass ich die Vorräte, die ich für teures Geld im Supermarkt gekauft hatte, im Kühlschrank der Jugendherberge hatte liegen lassen. Das hob meine Stimmung natürlich auch nicht unbedingt an, dennoch kam ich einigermaßen voran, bis ich in einer kleinen Ortschaft namens „Hell“ (wie passend) bemerkte, dass meine hinteren Bremsklötze zu drei Vierteln abgenutzt waren, und das nach nur etwa 30 Kilometern Fahrt! In einem kleinen Bushäuschen nahe einem Flughafen montierte ich also mein Paar Ersatz-Bremsklötze, das ich Aufgrund irgendeiner Eingebung noch gekauft hatte. Auf der Weiterfahrt betrachtete ich die zerklüftete norwegische Küstenlandschaft und fragte mich, wie weit ich wohl kommen würde, wenn es auf diese Art weiterginge. Als es zu dämmern begann, schlug ich mein Lager auf einem kleinen Schneefeld unweit eines Bauerhofes auf, gerade daneben floss ein kleiner Bach, an dem ich mir Wasser zum Kochen holte. Ich hatte einige Schwierigkeiten beim Aufstellen des Zeltes, da ich es versäumt hatte, spezielle Heringe für das Campen im Schnee zu kaufen, doch irgendwann konnte ich mich dann doch noch der Zubereitung meiner ersten Mahlzeit „im Freien“ widmen.