Western
Die Erwartungen an diesen Film waren bei mir hoch; die wenigen Szenen, die man im Trailer bewundern kann, schlugen mich sofort in ihren Bann. Endlich ein Film mit deutschen Schauspielern, den man anschauen kann, ohne sich unter dem Sofa verkriechen zu wollen? Ich bin dabei.
Meine Hoffnungen wurden auch teilweise erfüllt.
Es gibt in diesem Film Bilder zu bewundern, die man lange nicht gesehen hat im hiesigen Kino, Valeska Griesebach beweist einen Mut zum Mythos, der in unserer nüchternen, staatlich geförderten Fernseh- und Kinowelt fast unglaublich ist.
Die Dialoge sind echt und wie aus dem Leben gegriffen. Die Laiendarsteller schaffen trotz ihrer fehlenden professionellen Erfahrung – oder gerade deswegen – lebendige, immer interessante Figuren, deren Verhalten man im Alltag kaum Beachtung schenken würde, das aber auf der großen Leinwand eine Bedeutung und seltsame menschliche Tiefe erhält, die ich mir nie richtig erklären kann. Eines der Wunder des Kinos.
Die Anspannung zwischen den Hauptdarstellern in gewissen Szenen wird fast unerträglich. Hier kochen echte Gefühle hoch unter der Oberfläche, und Griesebach scheut sich nicht, diese Momente einzufangen.
Was mich von völlig unkontrollierten Begeisterungsstürmen abhält, ist die etwas fahrige Gangart in der zweiten Hälfte. Man bekommt den Eindruck, dass der Film nicht recht weiß, wohin er sich bewegen möchte. In diesen Momenten gleicht die Handlung mehr einer soziologischen Studie, völlig versunken in der Betrachtung zweier Kulturen, deren Grenzen sich langsam auflösen. Im Gegensatz dazu ist auffallend, wie kurz und knapp die ersten Szenen in Rumänien abgehandlet werden, ohne länger zu verweilen. Schnell wird weggeschnitten, kaum dass das Auge die Szenerie ganz erfasst hat. Um Sentimentalität zu vermeiden, riskiert der Film, spröde zu wirken.
Die Spannung, die sich zwischen den zwei Protagonisten im deutschen Lager aufbaut, bekommt am Ende eine – zumindest für mich – fragwürdige Auflösung. Man erwartet ein Finale und erhält einen etwas lauwarmen Abgang, der mich ernüchtert zurückließ. Durch diesen kopflastig wirkenden Handlungsbogen verschließt sich der Film einem größeren Publikum, was insofern schade ist, weil eigentlich jeder erleben müsste, was mit Laienschauspielern auf der Leinwand möglich ist.