‚Interstellar‘ – Einstein ist uns egal
Der Trailer des Films ließ das übliche Familiendrama erwarten. Er soll von einem Astrophysiker abgenommen worden sein, und auch wenn ich mir nicht sicher bin, was das über die Qualität eines Spielfilms aussagt, war ich neugierig.
Ich erwartete also zunächst den üblichen Gefühlsschmalz und wurde angenehm überrascht. Die Klischees sind da, inklusive des Frühstückstisches, halten sich aber in annehmbaren Grenzen. Die Vision einer Erde, die sich in einen unbewohnbaren Staubball verwandelt, ist düster und apokalyptisch, die Umsetzung ist zurückhaltend und verzichtet auf Effekthascherei.
Die Handlung ist leider voller schwer glaubhafter Entwicklungen. So wird beispielsweise Cooper, der Maisfarmer, kurzherhand zum Pilot der Mission erwählt, die den Fortbestand der menschlichen Spezies sichern soll. Ohne sich über diese Unstimmigkeit zu kümmern, hebt der Film bereits ab, mit Kurs auf Saturn.
Im mittleren Teil entwickelt sich eines der zentralen Themen, das Problem der relativen Zeit bei interstellaren Reisen und die Einsamkeit des Menschen im Weltraum. Ein Astronaut kann bei der Rückkehr seine Familie als gealterte Menschen vorfinden, so dass jeder Tag, jede vertane Stunde ein vielfaches an verpasster Zeit für die Angehörigen bedeutet. Dies, zusammen mit den großartigen visuellen Eindrücken des Weltraums, macht den vielleicht glaubwürdigsten Abschnitt des Films aus.
Der letzte Teil ruiniert jedoch alles. Laut Wikipedia kann kein Ding, das in ein schwarzes Loch fällt, ihm jemals entkommen. Der sogenannte Ereignishorizont ist dabei die Grenze im Raum-Zeit-Gefüge, aus der weder Licht noch sonstige Materie einen äußeren Beobachter erreichen können. Seltsamerweise stellt der Film genau diese zwei Tatsachen der Astrophysik auf den Kopf, in dem er Cooper nicht nur mit seiner Tochter kommunizieren läßt, sondern ihn am Ende zum Zwecke eines Happy End auch aus den Tiefen des schwarzen Lochs wieder auferstehen läßt. In typischer Manier werden Raum und Zeit verbogen, um die Dinge passend zu machen. Das setzt jedem Denken ein Ende und vermeidet, dass die Vorstellungskraft des Zuschauers bis zum Ende aktiviert bleibt.