Am Abend hatte ich eine Kreuzung erreicht, ein Gauchito säumte den Wegesrand. Eine kleine grüne Wiese war davor. Ich konnte jedoch auch weitergehen und auf einer nahen Estancia um Unterkunft bitten. Ich entschloss mich für letzteres, ein deutliches Zeichen dafür, dass mein Komfortbedürfnis bedenkliche Ausmaße angenommen hatte. Nach der traditionellen Mahlzeit, bei der ich den Ehrenplatz am Kopfende des Tisches zugewiesen bekommen hatte, und die wie gewohnt aus Fleisch und sonst nichts bestand, übernachtete ich in der nahen Scheune. Morgends kam ich an den Gauchos vorbei, die sich auf ihren Pferden zu einem weiteren Tag Arbeit bereit machten. Zwar war es nichts als Routine für sie, der Alltag der argentinischen Berge und der Pampa; doch der Anblick der Pferde, des ledernen Sattelzeugs und der windgegerbten Gesichter war allemal erträglicher als eine Gruppe von Pendlern sechs Uhr morgens an der Bushaltestelle einer Großstadt. Die verbliebenen vierzig Kilometer galt es in einem Tag zurückzulegen. Nach einigen Stunden hielt ein Auto neben mir. Es war der Lastwagenfahrer von der Estancia. Offenbar gab es an ihm in dieser Gegend kein Vorbeikommen. „Dies ist mein Sohn“, er deutete auf den jungen Burschen auf dem Beifahrersitz, „wir nehmen dich mit nach Los Antiguos“. Wie immer lehnte ich freundlich dankend ab – undenkbar, die letzten Kilometer eingezwängt in die enge Fahrerkabine eines Lieferwagens zu erleben. Die Kilometer schälten sich hinter mir herab, die Länge der Strecke zog sich ins Unendliche, kilometerlange Stromleitungen folgten der Straße, bis ich schließlich nach einer engen Kurve ins Tal blicken konnte. Vor mir lagen Los Antiguos und der Lago Buenos Aires. Lampen erleuchteten die Straßen und Fenster der Häuser. Mein Marsch war zu Ende.