Neue Gastgeber

Nach Norden fiel die Hochebene allmählich in die Pampa ab. Eine Straße verband das Archipel im Westen mit der Ruta 40 im Osten. Auf diese Straße marschierte ich zu. Infolge der Anstrengungen entschloss ich mich, an einem windgeschützten Flussufer zu rasten. Normalerweise hatte ich an Ruhetagen nicht genug Zeit, um alles zu tun, was ich wollte. Lesen, die Ausrüstung ausbessern, meinen Spanisch-Wortschatz erweitern, Angeln, Ausruhen, laufend Essen kochen, in die Ferne blicken und nachdenken, die Umgebung erkunden. Ein halbes Jahr war vergangen, und allmählich begann ich, meine Beschäftigungen als Routine zu empfinden. Ich begann, mich zu langweilen. Nicht nur der Herbst schien sich dem Ende zuzuneigen, sondern auch meine Zeit in Patagonien. Ich hatte wegen den vielen Umwegen erst die Hälfte der Distanz geschafft. Teile meiner Ausrüstung, vor allem meine wind- und dornenfeste Jacke, begannen Abnutzungserscheinungen zu zeigen. Meine Bundeswehrhose hing mir schon seit Wochen in Fetzen vom Leibe, zusammengehalten von Klebeband. Ich musste von nun an zügiger vorankommen und das größere Ziel im Auge behalten: die Durchquerung Patagoniens bis zum Rio Negro.

Am nächsten Tag, nach einer kleinen Pause bei einem freundlichen Gaucho in der nahen Estancia, folgte ich einem Flussbett nach Norden. Zu meiner Linken sah ich zwei Gehöfte, an denen ich vorbeimarschierte, ohne mich aufzuhalten. Zwei Gauchos kamen mir nachgeritten. Bald hatten sie mich eingeholt und stiegen vor mir ab, schüttelten meine Hand. „Du marschierst sehr schnell“, sagte der eine. Die Pferde gingen mit einem Schritt von etwa sechs Kilometern die Stunde, ich schaffte fünf. Normalerweise legte ich auf einer guten Piste dreißig Kilometer am Tag zurück. Ich war erfreut über die respektvolle Behandlung; dass ein Gaucho von seinem Pferd steigt, um einen Fremden zu begrüßen, war ungewöhnlich. Die beiden luden mich zum Mittagessen in ihren Puesto ein. Sie hatten eine größere Anzahl von Pferden dabei.
Als ich beim Puesto ankam, war die Herde im Korral untergebracht. Ich wurde freundlich empfangen und zur traditionellen Mahlzeit eingeladen, großen Stücken Rindfleisch mit in Öl frittiertem Brot als Beilage. Zur Abwechslung wollte ich ihnen eines meiner kostbaren Fertignudel-Gerichte zubereiten. Höflich stimmten sie zu, doch ich bemerkte ihre Zurückhaltung. Nudeln waren ihnen suspekt. Die Blicke deuteten an, dass aus ihrer Sicht nur Verweichlichte und leicht kränkliche Menschen solche Dinge aßen. Oder noch mehr Entartete. Aus Höflichkeit probierte einer die Teigwaren, der andere konnte sich nicht überwinden und winkte ab. Er war hier ganz klar an seine Grenzen gestoßen.