In der Meseta de la Muerte

Die erste Nacht auf dem Weg zur Hochebene verbrachte ich in einem verlassenen Puesto. Kleine Mäuse ließen mich nicht schlafen und erreichten auch die unmöglichsten Stellen, wo ich meine Ausrüstung aufgehängt hatte. Aus Wut sprang ich auf und versetzte einer der Mäuse einen kleinen Schlag – mit einem Quietschen warf sie sich auf den Rücken, zuckte ein letztes Mal und hauchte ihr Mäuseleben aus. Ich hatte eine Maus getötet, mein Karma war beschädigt. Ich entsorgte sie vor der Haustür.
Tags darauf wanderte ich über die weiten, von Wind und Erosion ausgeschliffenen Bergrücken. Erst am Abend des darauffolgenden Tages war ich auf der Höhe des Gebirges angekommen. Zwei Wege gab es, nach Nordwesten auf einer Piste hinab zur Estancia Rio Narvarez, nach Osten ging es hinein in das Schneegestöber der Meseta de la Muerte. Ich war mir unsicher, der lange Aufstieg hatte mir die Lust auf weitere Abenteuer etwas genommen. Wie um mir bei der Entscheidung zu helfen, ergriff eine Fallbö die orangene Regenhülle meines Rucksackes und trug sie in Richtung der Hochebene davon. Ich brauchte diesen Regenschutz in einer Gegend mit nächtlichen Temperaturen unterhalb des Nullpunktes. Ich rannte hinterher, er flog einen Abhang hinab. Unten blieb er liegen, ein orangener Fleck in der düsteren Umgebung, ein Stück Plastik und doch so wertvoll. Ich nahm das Ereignis als Zeichen, überwand mich und begann den Marsch nach Nordosten. Da es bereits später Abend geworden war, brauchte ich einen Platz, wo ich mein Lager aufschlagen konnte. Es blies ein steter Westwind mit großer Stärke, um mich herum waren nur flache Hügel. Der Boden war ein ungewöhnlicher Steinsumpf: eine Schicht von ockerfarbenem Geröll und darunter ein mit Wasser vollgesogener, lehmiger Untergrund. Bei jedem Schritt versank man bis zum Knöchel in den nachgiebigen Steinmassen, und es war unmöglich, auf einer solchen Erde zu lagern. Schließlich, etwa eine Stunde vor Einbruch der Dunkelheit, fand ich ein kleines, festes Stück Boden, das dem Wind jedoch vollkommen ausgesetzt war. Ich verankerte das Zelt mit schweren Steinen am Boden, danach baute ich mir eine kleine, etwa einen halben Meter hohe Schutzmauer, wie ich es am Upsala-Gletscher gesehen hatte. Morgens, nach einer windigen Nacht, war alles mit einer Schicht Schnee und Eis überzogen. In solchen Momenten erinnerte ich mich daran, wie viel von jedem einzelnen Gegenstand meiner Ausrüstung abhing. Der Mensch kann den unwirtlichsten Gegenden trotzen und selbst in einer windigen und eiskalten Mondlandschaft wie der Meseta de la Muerte warm und relativ geschützt schlafen. Alles, was er dazu benötigt, trägt er in einem Rucksack bei sich. Es kam mir immer noch wie ein kleines Wunder vor.