Nach einiger Zeit erreichte ich den Aussichtspunkt unweit des Refugios Upsala. Eine Gruppe Touristen aus El Calafate war gerade mit den Geländewagen der Estancia hierhergebracht worden. Ich hatte keine Ahnung, wo die Strasse verlief, auf der sie hergekommen waren. Jedenfalls hatte ich in der Schlucht ein paar Berechnungen angestellt und gemerkt, dass ich zuwenige Lebensmittel dabeihatte, um die Estancia Helsingforth am Lago Viedma zu erreichen.
Ein weiblicher Guide mit einer Gruppe Touristen kam mir entgegen, und ich bekam ein Bussi auf die Wange gedrückt. Dann fragte ich sie, ob es möglich wäre, ein Kilo Nudeln von der Estancia hierherzuschaffen, zum Beispiel mit den Ausflüglern, die morgen zur selben Zeit zum Refugio gebracht werden würden. Kein Problem, sagte sie, ich solle mir nur keine Gedanken machen – einer der Führer würde die Lebensmittel morgen mitbringen. So brauchte ich nur den restlichen Tag im Refugio zu verbringen und am nächsten Tag auf meine „Lieferung“ zu warten, um mich dann ohne Druck im Nacken auf den Weg durch das Tal des Rio Norte machen zu können.
Die Touristen schoben ab, und ich hatte den Ort für mich. Ich denke mir, dass das Foto der Szenerie in diesem Fall für sich selber spricht. Über dem Eisfeld hing eine dichte Wolkendecke, und es schien verrückt, dort irgendwelche Expeditionen durchzuführen – und doch gab es dutzende Unternehmungen in der Vergangenheit, die dort durch gekommen waren. Abends richtete ich mich im Refugio ein, und der Wind draussen nahm an Stärke zu. An den Wänden des Refugios hingen Fotos der bekannten Erstbesteigungen in der Gegend, und ich muss sagen, dass ich einiges an Respekt für diese Menschen verspürte. Ich hatte es gerade mal bis zum Refugio Upsala geschafft, was für die Leute, die aus dem Eisfeld hierher kamen, vermutlich eine Art Himmel auf Erden sein musste nach den Tagen oder Wochen im Eis.
Am nächsten Tag brachte ich es nicht über mich, bis nachmittags um drei zu warten, wenn die Leute der Estancia wieder vorbeischauen würden. Ich musste es einfach mit den Lebensmitteln schaffen, die ich noch dabei hatte. Mariano hatte mir eine Stelle auf der Satellitenkarte gezeigt, wo die Forellen besonders gut beissen sollten, und das musste dann halt die fehlenden Nudeln ersetzen.
Ich schrieb also einen kurzen Dankesbrief an die Leute, den ich im Refugio hinterliess, und machte mich auf die Socken zurück durch die Schlucht. Die Durchquerung des Flusses, die nun anstand, hatte mich schon die ganze Zeit etwas unruhig gemacht.
Denn mit dem schweren Rucksack auf dem Rücken war ich bei ähnlichen Durchquerungen schon mehrmach ins Straucheln geraten und beinahe im Wasser gelandet, was der elektronische Teil meiner Ausrüstung wahrscheinlich nicht überlebt hätte.