Korbsessel, alte Utensilien der Estancia an den Wänden, eine Reihe von hübschen Mädchen, die hinter der Theke und mit den Tischen beschäftigt waren. Ich bestellte den Kaffee, die junge Dame ging weg, um einen Führer zu holen, der mir Infos über die Gegend und den Weg an den Upsalagletscher geben konnte. Während ich schlürfte, tauchte ein junger Bursche von vielleicht zwanzig Jahren auf. Er stellte sich als Juan vor und ich brachte meine Fragen an: viele Stunden Marsch bis zum Gletscher, und gab es dort eine Schutzhütte? Wo konnte ich den Fluss durchqueren, der aus der Laguna Anita in den Brazzo Norte floss? Er kannte die Gegend offenbar ganz gut und gab mir bereitwillig Auskunft. Dann verschwand er in der Küche, um sich mit dem Koch über die Lebensmittelsituation zu unterhalten. Als er zurückkam, unterhielten wir uns noch ein wenig. „Ich bin immer bei den Pferden. Wenn du noch etwas brauchst, findest du mich dort.“ Dann stand auf einmal der Koch neben mir, mit einer ganzen Ladung von Dingen. Feinstes Fleisch, Kekse, Biskuits, alles was ich benötigte wurde mir in die Hand gedrückt. Nordeuropäisch unbeholfen fragte ich nach dem Preis. Doch natürlich wollte niemand irgendetwas annehmen. Ich war wie immer etwas ratlos bei soviel Grosszügigkeit. Aber ich hatte ja noch den Kaffee, den ich bezahlen konnte! Wieviel kostete der? Nach einem kurzen Blick zu der jungen Dame hinter der Theke sagte Juan „tampoco“, genausowenig. Verdammt, wie hatte ich über diese Estancia jemals schlecht denken können? Als ich dann alles in meinem Rucksack verstaute, kamen noch zwei schöne Mädels an, um sich ein wenig zu unterhalten – die richtige Kur nach tagelangem Marsch durch einsame Natur!
Ich hatte das OK erhalten, etwas abseits mein Zelt aufzuschlagen, und abends machte ich mir zur Abwechslung mal wieder einen deftigen Eintopf mit dem Fleisch, das weder Knochen noch Sehnen hatte und fein wie Butter war. In meinem neuen Topf konnte ich extragrosse Portionen zubereiten und wurde so einigermassen satt. Am nächsten Tag wartete der Upsalagletscher, für den ich soviele Umwege in Kauf genommen hatte.
Um dorthin zu gelangen, musste ich erst einmal dem Fluss folgen. Weiter oben gab es dann einen Weg, der mich zu einer Schlucht führte, durch die es einen mit Steinhaufen markierten Pfad gab. Das Gelände bestand aus vielfarbigem, wie Butterkuchen aufgeworfenem Gestein. Wäre ich ein Geologe gewesen, hätte ich vermutlich daraus lesen können wie aus einem Buch. Der Pfad war tatsächlich gut markiert, und ich marschierte dahin. Nach etwas mehr als einer Stunde traf ich eine kleine Gruppe von Fussgängern, ein Ehepaar und ein Guide der Estancia, die auf dem Weg zurück vom Gletscher waren. Der Guide gab mir eine genaue Beschreibung, wo ich den Fluss durchqueren musste, wenn ich zum Tal des Rio Norte wollte – nämlich dicht beim See, dort war der Fluss am seichtesten.