Ich kam an mehreren kleinen Puestos vorbei, die zur Estancia weiter unten im Tal gehörten. Es war früh morgends, und ich wollte niemanden stören und marschierte still vorbei. Ein einfacher Weg war nun da, der aussah, als wäre jemand kreuz und quer mit einer Planierraupe über die Hügel gefahren. Immer wieder musste ich meine Schuhe ausziehen, da der Fluss von einer Seite des Tals auf die andere mäanderte. Es war einer dieser zwanzig-Zentimeter-Flüsse: so nannte ich bei mir die Gewässer, bei denen an allen Stellen immer der eine Schritt fehlte, um trockenen Fusses über die Steine ans andere Ufer zu gelangen. Irgendwann hatte ich es dann satt und latschte einfach mitsamt Schuhen durch das Wasser – es war so warm, dass das Leder rasch wieder trocken wurde.
Meine Gedanken kreisten um den Lago Argentino und die Stadt El Calafate, ein Touristenparadies am Südufer des Sees und einziger Ort, wo ich neue Vorräte bekommen würde. Ich hatte in den Wochen zuvor gefunden, dass es einfacher war, ausgeruht in eine Stadt zu kommen, anstatt ausgehungert und auf dem Zahnfleisch gehend einzumarschieren, und so machte ich einen letzten Pausentag am Ufer des Flusses. Ich wollte mir was zu essen fangen, doch es gab wieder nur kleine Winz-Forellen, von denen eine allerdings anbiss: der Blinker war halb so gross wie sie!
Der Weg, angenehm zu gehen, machte ein paar lange Windungen durch die Hügel, und dann war ich an der letzten Biegung angelangt und sah ihn vor mir: türkisblau lag er vor den Bergen der Andenkordillere – der Lago Argentino.
Ein neues Kapitel hatte in meiner Reise begonnen; ich war nun im Land der grossen Seen.