Ich war mal wieder pünktlich zum Mittagessen eingetroffen und rammte mir die Fleischstücke mit den Kartoffeln ins Gesicht. Der Fluss führte mehr Wasser, als ich es in so einer trockenen Gegend vermutet hätte, und am Ufer rauschten die Bäume im Wind. In solchen Momenten wird einem klar, was Oasen sind. Die Besitzer des Gutes wollten aber, als ich sie um einen Lagerplatz bat, dass ich mein Zelt ausserhalb des Grundstückes aufbaute. Warum ausserhalb? Hatten sie Angst, dass ich mit meinen staubigen Klamotten ihren Rasen beschmutzte? Ich hatte noch genug von den letzten Tagen und wollte niemandem zur Last fallen. Ich zog weiter.
Wie unterschiedlich die Menschen sein können. Als nächstes traf ich einen Reiter von der Nachbarestancia. Als er über die Hügelkette geritten kam und mich am Flussufer entlangmarschieren sah, schien er kurz zu stutzen. Dann gab er seinem Pferd die Sporen und kam den Abhang hinabgaloppiert. Wenige Meter vor mit brachte er sein Pferd zum Halt und stieg ab, um mir die Hand zum Gruss zu geben. Wärend wir uns unterhielten, jagten seine drei Hunde einen kleinen grauen Fuchs. Das Tier hatte keine Chance, und die Hunde spielten mit ihm wie die Katze mit der Maus. „Jetzt töten sie ihn“, sagte der Gaucho, und tatsächlich blieb von dem Fuchs nicht viel übrig. Mein Gegenüber hatte eine Bola dabei; damit fing er sich hin und wieder einen leckeren Ñandu. Ich durfte die Bola einmal probeschleudern, und war über das Gewicht ziemlich erstaunt – mit sowas hatten die Tehuelche also auf fünfzig bis sechzig Meter punktgenau getroffen… Mein neuer Bekannter lud mich noch auf die Estancia ein, doch ich hätte kilometerweit zurückmarschieren müssen und lehnte daher dankend und nicht ohne ein wenig Bedauern ab.
An einer Flussbiegung schlug ich mein Lager auf und verbrachte dort einen ruhigen Pausentag. Ich fing einen Lachs und briet ihn mir auf einem Stein, den ich im Feuer erhitzt hatte.
Der Weg durch die Ebene war nun zurückgelegt, und das Gebirge wartete auf mich. Kurz vor der Seccion Vizcachas beobachtete ich etwas Interessantes: ein Ñandu, der offenbar eine ganze Gruppe von kleinen Baby-Ñandus hütete, hatte mich entdeckt. Sofort begann die Gruppe der Jungtiere, sich nach rechts aus dem Staub zu machen, der erwachsene Vogel rannte jedoch nach links und versuchte, mit auffälligem Flügelschlagen meine Aufmerksamkeit abzulenken. Dabei kam er mir näher, als ich das bei anderen Ñandus beobachtet hatte, bewegte sich aber gleichzeitig in einem Bogen um mich herum und an mir vorbei. Als ich mich ein paar Minuten später nochmals umdrehte, sah ich, dass die Tiere hinter mir auf der Kuppe eines Hügels wieder zueinandergefunden hatten. Also von wegen Schädel in den Sand, wie ich das bei diesen straussenähnlichen Tieren fast erwartet hätte.
Auf der Seccion bekam ich dann das Waffenarsenal des Gauchos zu sehen; ein 22er Karabiner und ein Revolver vom gleichen Kaliber. Dazu drei ungemütliche Hunde, von denen mir einer sogar in die Wade biss, dass es blutete. Ich hatte wirklich kein besonderes Glück mit meinen Bekanntschaften in letzter Zeit.