Der schwere Rucksack, bepackt mit Lebensmitteln für zwei Wochen, hing schwer auf Hüfte und Schultern, als ich die trockene und staubige Welt der Pampa langsam hinter mir liess und die Berge des Archipels im Küstendunst vor mir aufragen sah. Ich war immer wieder erstaunt über den raschen Wechsel von Klima und Vegetation; keine hundert Kilometer lagen zwischen den wüstenartigen Weiten im Osten und dem wuchernden und regenreichen Wald der Küste.
Neujahr verbrachte im am Rio Perro, doch ich fing nur massenweise kleine Babyforellen, die niemanden satt gemacht hätten – nichtmal im Dutzend.
Auf der nahen Estancia Skyring hatte ich mir Fleisch besorgt und hierbei erfahren, dass die letzte reinblütige Yaghan bis zu ihrem Tod vor wenigen Jahren in der Gegend gelebt hatte. Doch wo genau? Ich erfuhr es nicht. Ich hatte allerdings bereits in Deutschland von dieser Dame gehört, hatte jedoch die ganzen Pueblos durcheinandergebracht und geglaubt, sie sei vom Stamme der Selk’nam gewesen. Das Archipel hier am Seno Skyring war auch eher die Heimstätte der Alacalufe gewesen, eines weiteren Stammes von Ureinwohnern, die quasi in Kanus gelebt und sich vor allem von dem ernährt hatten, was das Meer so hergab.
Man hatte mir auch von den Menschen berichtet, die hier an der Küste lebten – die meisten davon Puesteros, also Arbeiter einer Estancia, die in einiger Entfernung zum Gehöft in kleinen Holzhütten lebten. Ich wurde auch vor einer Person gewarnt, die weiter im Osten an der Bucht nördlich des Cerro Diadema leben sollte – eine Persona mala, also eine „schlechte Person“, die stehle und die ich meiden solle.
Ein alter Weg führte entlang der Küste, in deren Buchten sich zahlreiche Lachszuchstationen angesiedelt hatten.
Etwas abeits des Weges erblickte ich eine weiss gestrichene Hütte, eine kleines Holzboot lag davor am Strand, ein Hund hatte mich offenbar gewittert und bellte drauflos. Ich hatte alles, was ich für die nächste Zeit benötigte, dabei und ging deshalb weiter. Doch ein Gedanke liess mich umdrehen: ich wollte den Fischer fragen, wie ich hier in den Gewässern am besten Angeln konnte, denn mit Blinker war im Meer nicht viel zu holen. Und ich bereute den Umweg nicht, denn wie sich herausstellte war die kleine Hütte – die Lebensstätte der letzten Yaghan gewesen! Ihr Witwer lebte immer noch dort, schien aber ziemlich arm zu sein; kaum hatten wir uns die Hände gegeben, fragte er mich auch schon nach Tabak und Wein, ich hatte allerdings von beidem nichts dabei. Im Inneren der Hütte erkannte ich den silberfarbenen Ofen wieder, den ich auf Abbildungen bereits gesehen hatte. Der Mann und die Yaghan hatten keine Kinder gehabt, und so war also ein Indianerstamm von der Erdoberfläche verschwunden, dessen hochentwickelte Sprache den Missionaren schon vor zweihundert Jahren aufgefallen war.