Vorbei an dem Schild, das zur Nervenheilanstalt hinweist fuhr ich ins Zentrum des Dörfchens und erkundigte mich in einem kleinen Supermarkt nach dem einzigen Café des Ortes. Es war geschlossen. Doch nach kurzem Überlegen bat mich die Verkäuferin, an einem kleinen Tisch in der Ecke des Raumes Platz zu nehmen, und dann kam ihre Kollegin an und brachte mir eine Tasse Kaffee und Plätzchen – Bezahlung wollte sie nicht annehmen. Man stelle sich das mal in einem deutschen Supermarkt vor.
Nach einer angenehmen Pause fuhr ich weiter, mein Tagesziel, die Stadt Alta, bereits in Reichweite.
Ich versuchte, die Zeit hochzurechnen, die mir in diesem Land noch bleiben würde, das mir jeden Tag lieber wurde. Vielleicht noch drei, vier Tage? Mein Geld ging zuende. Ich begann mich allen Ernstes zu fragen, warum in aller Welt ich vorhatte, diese stille, unglaubliche Gegend, in der alles seinen Platz und seine Richtigkeit zu haben schien, gegen das hektische und überlaufene Hamburg zu tauschen. Eine Antwort darauf bin ich mir bis heute schuldig geblieben.
Wie im Rausch fing ich an, die Landschaft mit einer Genauigkeit zu betrachten, die mir selber neu war; den Himmel und das Wasser, daneben die Felsen der Küste, die tropfenden blauen Eiswände am Wegesrand, ich sah mir alles noch einmal ganz genau an, denn bald würde ich wieder umgeben sein von grauen Häuserwänden und Topfpflanzen auf jedem Balkon.