Abschied von Feuerland

Später, je weiter ich nach Norden kam, wurde der Weg besser und die Reifenspuren deutlicher, und als ich in Puerto Yartou ankam, war aus dem kaum erkennbaren Pfad wirklich eine gut begehbare Küstenstrasse geworden. Puerto Yartou war in den vergangenen Jahrzehnten ein wichtiger Holzumschlagplatz gewesen, die kahlgeschlagenen Hügel der Umgebung zeugten noch von jenen Zeiten. Heute sind die meisten Hütten verfallen, alte Lastwagen und noch viel ältere Dampfmaschinen stehen im wuchernden Gras und warten darauf, vom Rost endgültig zernagt zu werden. Nur eine Hütte war noch bewohnt von zwei Viehzüchtern, und etwas weiter unten am Strand waren eine Anzahl kleiner Fischerhütten zu erkennen. Es war gerade Saison, und die Küste war voll von Fischkuttern, doch wonach genau sie hier die Netze auswarfen, verstand ich leider nicht.
Bald darauf kam ich an die Bahia Inutil und sah das gegenüberliegende Ufer; in einer Woche erst würde ich dort sein, denn es galt, die gesamte Bucht zu umrunden, ein Weg von etwa einhundertfünfzig Kilometern.
Unterwegs schlug ich unzählige Mitfahrangebote aus – ich wollte Feuerland auf die richtige Art beenden.
Endlich, am sechzehnten Dezember, genau zwei Monate nach meinem Aufbruch in Ushuaia, sah ich vor mir die kleine Stadt Porvenir, Fährhafen nach Punta Arenas und dem patagonischen Festland. Ich mietete mich in einem kleinen günstigen Hotel ein und ging los, um Alejandro zu besuchen und meinen Laptop abzuholen. Doch dort erstmal eine unschöne Überraschung: die Dinge, die ich ihm zur Aufbewahrung anvertraut hatte, lagen überall in seinem Haus verstreut, und bei dem Durcheinander, das dort herrschte, sah ich etwa die Hälfte jener Dinge nie wieder. Zudem hatte sich Alejandro mit einem kleinen Programm Zugang zu meinem Laptop verschafft, um damit im Internet surfen zu können. Dabei hatte er mein Benutzerkonto gelöscht, und nur mit Glück meine ganzen Fotos der bisherigen Reise unberührt gelassen.
Da Porvenir zudem recht teuer war in Hinsicht auf Lebensmittel und Kommunikation mit meiner Familie in Übersee, setzte ich bald darauf mit der kleinen Fähre nach Punta Arenas über. Ich blickte kaum zurück zu der immer kleiner werdenden Küste Feuerlands. Ich hatte dieses Kapitel meiner Reise bereits abgeschlossen, und was ich auf dieser einzigartigen Insel erlebt hatte, war nun in meiner Erinnerung. Ich schaute vorwärts, auf die unbekannte Strecke durch das immens weite Patagonien.